Zahlreiche Studien belegen, dass die Bevölkerung in städtischen Gebieten ein höheres Risiko für psychische Erkrankungen im Vergleich zur Bevölkerung in ländlichen Gebieten aufweist. Gleichzeitig ist bekannt, dass sich der Aufenthalt in Grünflächen positiv auf das Wohlbefinden und die mentale Gesundheit auswirken kann. Die genauen Wirkmechanismen und -pfade, durch welche diese Auswirkungen entstehen, sind bisher jedoch kaum erforscht. Ziel des Promotionsvorhabens ist es, mögliche Zusammenhänge zwischen umweltbezogenen Faktoren urbaner Grünflächen auf die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden zu untersuchen. Im Vordergrund stehen Besuchsmotivation, Nutzungsgewohnheiten sowie die Wahrnehmung von Nutzer:innen unterschiedlicher öffentlicher urbaner Grünflächentypen im Köln-Bonner Raum und gleichzeitig Auswirkungen visueller und akustischer Reize auf die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden.
Methodische Herangehensweise
Vor-Ort- und Haushaltsumfrage
Von Anfang Juni bis Ende September 2024 wird eine pseudonyme Haushaltsbefragung in ausgewählten Stadtteilen in Köln und Bonn durchgeführt. Hierbei werden Besuchsmotivation, Nutzungsverhalten, Wahrnehmung der Grünfläche sowie gesundheitliche Aspekte, welche die physische und psychische Gesundheit sowie vektorübertragene Krankheiten umfassen, abgefragt. Im selben Zeitraum werden zusätzlich anonyme Befragungen in fünf ausgewählten Grünflächen in Köln und Bonn zu Besuchsmotivation, Nutzungsverhalten, Wahrnehmung der Grünfläche und Wahrnehmung der mentalen Gesundheit durchgeführt.
Spaziergang durch Bonner Grünflächen
Für die Erfassung visueller und akustischer Reize werden Spaziergänge entlang einer festgelegten Route in Bonner Grünflächen von Juli bis September 2024 durchgeführt. Diese Studie umfasst einen 2km langen Spaziergang durch die Grünflächen Bonns, um die Wahrnehmung städtischer Grünanlagen sowie das eigene Wohlbefinden zu erfassen. Der Spaziergang dauert maximal 1 ½ Stunden und führt vom Bonner Hauptbahnhof bis zur Grünfläche vor dem Poppelsdorfer Schloss.
Interesse an einem Spaziergang teilzunehmen?
Tiefeninterviews
Für eine tiefer führende Informationsgewinnung werden zwischen August und Oktober 2024 ProbandInnen mittels qualitativer Tiefeninterviews zu deren Nutzungsverhalten und ihrer subjektiven Wahrnehmung bezüglich urbaner Grünflächen befragt. Die Interviews dauern maximal jeweils eine Stunde.
Interesse an einem Interview teilzunehmen?
Untersuchungsgebiete
Mittels einer Raumanalyse wurden die urbanen Grünflächen in den Städten Köln und Bonn charakterisiert und die finalen Untersuchungsgebiete für das Dissertationsvorhaben identifiziert. Dazu wurden Satelliten- und Luftaufnahmen sowie Sekundärdaten (Daten zum Biodiversitätsvorkommen, Pflegepraktiken etc.), die durch die jeweiligen Stadtverwaltungen und weiteren Behörden sowie Organisationen zur Verfügung gestellt wurden, herangezogen. Auch vor-Ort Begehungen mit Fotodokumentationen wurden durchgeführt, um sich einen ganzheitlichen Überblick zu den potentiellen Untersuchungsgebieten zu schaffen. Die Datenerhebungen mittels vor-Ort Befragungen sowie Spaziergängen durch Bonner Grünflächen finden in unterschiedlichen Untersuchungsgebieten in Köln und Bonn statt. Dafür wurden folgende Grünflächen ausgewählt.
Vor-Ort Befragungen
Um die Erhebungsergebnisse der jeweiligen Untersuchungsgebiete miteinander vergleichen und damit Unterschiede bzgl. der Auswirkungen auf die mentale Gesundheit innerhalb der Grünflächentypen identifizieren zu können, wurden unterschiedliche Grünflächentypen gewählt.
Baumschulwäldchen
Das Baumschulwäldchen im Bonner Stadtteil Weststadt umfasst etwa 5 ha und liegt in der Nähe des Bonner Hauptbahnhofs. Neben einem Spielplatz bietet die Grünfläche mehrere Sitzgelegenheiten sowie Pfade zum Spazierengehen. Es wurde ursprünglich als Teil des Botanischen Gartens des Poppelsdorfer Schlosses angelegt und diente der Aufzucht von Bäumen und Sträuchern für den Schlosspark und andere Grünanlagen der Stadt. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Baumschulwäldchen dann zu einem eigenständigen Park.
Rheinaue Bonn
Die Rheinaue in Bonn zählt zu den klassisch angelegten Parks mit diversen Nutzungs-möglichkeiten. Die Grünfläche erstreckt sich über etwa 160 Hektar und liegt am Rhein zwischen den Stadtteilen Gronau und Plittersdorf. Neben Spielplätzen und Sportanlagen sowie groß angelegten Teichanlagen, bietet die Grünfläche Picknickbereiche sowie große Rasenflächen für Veranstaltungen. laden zur aktiven Erholung ein. Zudem gibt es mehrere Teiche, Picknickbereiche und eine Bühne für Veranstaltungen wie das jährliche Rhein in Flammen.
Binnendüne Tannenbusch
Die Binnendüne Tannenbusch liegt in dem sozial schwächeren Stadtteil Bonn Tannenbusch und ist als Naturschutzgebiet mit eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten ausgewiesen. Sie bietet Besuchenden über Informationstafeln Einblicke in die Entstehungsgeschichte und die ökologische Bedeutung der Düne. Die seltene Binnendünenlandschaft entstand während der letzten Eiszeit und beherbergt heute eine vielfältige Flora und Fauna, darunter seltene Pflanzen- und Insektenarten.
Venusberg/Waldau
Die Grünfläche Venusberg/Waldau ist ein stadtnahes Waldgebiet im Stadtteil Venusberg und erstreckt sich auf knapp 730 ha Fläche im nördlichen Teil des Kottenforstes. Besonderheit dieser Grünfläche ist das Wildtiergehege mit heimischen Tierarten sowie einen großen Abenteuerspielplatz und zahlreiche Wander- sowie Radwege. Ein Naturerlebniszentrum bietet Informationen zur Flora und Fauna des Waldes.
Lindenthaler Stadtwald
Der Lindenthaler Stadtwald ist ein innerstädtischer Wald im Stadtteil Lindenthal in Köln und erstreckt sich auf knapp 205 ha Fläche. Die Grünfläche bietet zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten, darunter Wanderwege, Spielplätze und Sportanlagen. Besonderheiten der Grünfläche sind der Kahnweiher sowie ein Wildgehege mit heimischen Tieren, u.a. Rehen und Hirschen.